Studien zu Barfußschuhen

 

Sind Barfußschuhe wirklich gesund?

 

Wer Probleme mit seinen Füßen oder Kniegelenken hat, wird früher oder später auf einen Arzt stoßen, der sagt: "Gehen Sie öfter mal barfuß, das wird Ihnen gut tun!" Wir wissen also rein theoretisch um die positiven Effekte, die das Barfußgehen mit sich bringt, vergessen das im Alltag aber gern. Wer hat schon Zeit, sich einmal täglich eine Wiese zu suchen, auf der man ein paar Schritte ohne Schuhe machen kann? Auch zuhause bietet es sich nicht immer an, barfuß zu gehen, wenn man nicht gerade eine Fußbodenheizung hat.

 

Die gute Nachricht ist: Wir müssen nicht unbedingt ganz barfuß gehen, um die positiven Effekte nutzen zu können. Wie immer gibt es nicht nur Schwarz und Weiß, sondern auch viele Graustufen dazwischen. Und diese sind in diesem Fall Barfußschuhe! Sie sind so gestaltet, das unsere Füße Bewegungsfreiheit haben, den Untergrund spüren und auf ihn reagieren und sogar das Gangbild verändern. Und das alles ist möglich, während wir durch die Fußgängerzone schlendern, auf dem Weg zur Arbeit sind oder auch Joggen gehen.

Ist das Barfußgehen wirklich so viel besser?

 

"Unser Fuß ist ein biomechanisches Wunderwerk" schreibt Thorsten Ludwig, Gründer von Sole Runner, in einer Veröffentlichung im Mai 2014 (https://www.barfusslaufen.com/tpl/download/Ein_Biomechanisches_Wunderwerk_der_Fuß.pdf.pdf). Darin geht er besonders darauf ein, wie schmal der Grad zwischen Unterstützung und Deformierungen bei Schuhen sind. Laut seinen Ausführungen werden wir Menschen zu 98 Prozent mit gesunden Füßen geboren. Kleinkinder im Kindergartenalter leiden aber aufgrund zu kleiner Schuhe schon zu 20 - 40 Prozent an defomierten und kaputten Füßen. Bei Erwachsenen ist die Zahl sogar noch höher, dort geht man von 70 - 90 Prozent defomierten und kranken Füßen aus. Und sind die Füße kaputt, weitet sich das Problem immer weiter aus. Muskeln werden falsch beansprucht, Sehnen verkürzen sich, die Haltung leidet und Hüft- sowie Rückenprobleme sind vorprogrammiert. Schuhe schützen uns also nicht nur, sondern schaden uns oft auch in großem Maße.

 

Ähnlich skeptisch stand Christoph Reinschmidt, Biomechaniker an der Universität von Calgary (Kanada), schon 1995 Schuhen gegenüber. Der wies darauf hin, dass die Erhöhung von der Ferse im Gegensatz zum Vorderfuß (Sprengung) die natürliche Dämpfungsbewegung des Fußes (Pronation) verstärkt. Schuhabsätze hatten also, je nach Konstruktion, einen erheblichen Einfluss auf die Kraft, mit der ein Fuß in die Dämpfung gedrückt wird. Schuhhersteller entwickelten daraufhin Pronationsstützen innerhalb des Schuhs, die aber, wie heute bekannt ist, auch nicht gerade eine positive Wirkung haben. So stellte die amerikanische Biomechanikering Dr. D Casey Kerrigan mit Kollegen fest, dass ausgerechnet Schuhe mit diesen Stützen die Knie- und Hüftgelenke stark belasten. In Zahlen heißt das, dass der interne Drehmoment im Knie um 37 Prozent höher und im Hüftgelenk sogar um 54 Prozent höher ist, als wenn man barfuß läuft.

 

Schon allein aus diesen Studien beziehungsweise Veröffentlichungen ist auch für uns als Laien sichtbar, wie sehr sich das Tragen von Schuhen auf unseren gesamten Bewegungsapparat auswirkt. Schon im Kindesalter werden dabei die Weichen für spätere Gelenksprobleme gestellt. Es ist also keine Frage mehr, ob Barfußlaufen wirklich gut für uns ist, sondern vielmehr stellt sich die Frage, wie wir dieses Wissen auch in der heutigen Zeit anwenden können. Denn im Gegensatz zu unseren Urahnen können wir nicht den ganzen Tag ohne Schuhe durch Wälder und Wiesen streifen.

 

Sind Barfußschuhe eine Alternative?

 

Wie schon erwähnt, ist uns das richtige Barfußlaufen heute nur noch selten vergönnt. Aber wir können im Alltag probieren, dem wieder so nah wie möglich zu kommen. Ein Verzicht auf Schuhe mit Dämpfungen, Absätzen und weiteren Funktionen ist ein Anfang. Stattdessen sorgen dann Barfußschuhe dafür, dass wir dem Barfußlaufen wieder näher kommen, ohne dabei aber den Schutz unserer Füße aufgeben. Es braucht also niemand Angst haben, dass er/sie sich zukünftig ohne Schuhe durch den Alltagsschmutz bewegen muss. Beim Barfußschuh wird lediglich mit mehr Bewegungsfreiheit für den Vorderfuß und einer dünnen Sohle ohne zusätzliche Dämpfung der Fuß wieder an seine eigentlichen Aufgaben und Bewegungsabläufe erinnert.

 

Gerade bei laufbegeisterten Menschen sind Barfußschuhe derzeit voll im Trend - und das nicht ohne Grund. Auch hier gibt es verschiedene Studien, die die Annahme, mit Barfußschuhen gesünder zu laufen, unterstützen. Gern zitiert wird hier vor allem der Evolutionsbiologe Daniel Lieberman von der Harvard University. Ein einer Studie aus dem Jahr 2010, die von ihm durchgeführt wurde, brachte er orthopädische Probleme mit dem Tragen von modernen Schuhen in Verbindung. Insgesamt nahmen 73 Läufer aus den USA und Kenia an seiner Untersuchung teil, um herauszufinden, wie der Mensch ohne moderne Laufschuhe Aufprallkräfte abfangen konnte. Ein Teil der Studienteilnehmer lief für die Untersuchung barfuß, andere in herkömmlichen Laufschuhen. Die Untersuchung zeigte: Beim Barfußlaufen setzen wir mit dem Vorderfuß auf, statt mit der Ferse. Das belastet den Bewegungsapparat messbar viel weniger, als es eine Dämpfung in einem Schuh erreichen könnte. Auch mit Barfußschuhen wird mit dem Vorderfuß aufgetreten, die Vorteile sind also auch damit vorhanden.

 

Auch die im Jahr 2009 vorgenommene Studie von Geoffry Keenan von der Universität Virginia, unterstützt diese Aussage. Dort wurden 68 Läufer mit und ohne Laufschuhe analysiert und es zeigte sich, dass Laufschuhe den Fuß zwar stützen, aber die Gelenkbelastung deutlich erhöhen. "Die Studie bestätigt, dass erhöhte Belastungen an den drei unteren Gelenken eine Folge des typischen Aufbaus moderner Schuhe sind", gaben die Forscher bekannt. Im Bereich der Hüfte lagen die Werte um 53 Prozent höher, beim Knie waren es zwischen 36 und 38 Prozent - welche Folgen das über die Jahre hinweg haben kann, kann sich jeder vorstellen.

 

Mit Barfußschuhen ist es also tatsächlich möglich, gesünder zu gehen und sogar zu laufen. Es ist jedoch keine Lösung und kein Heilmittel für alles - das muss auch ganz klar dazu gesagt werden. So gibt es auch Studien, die aufzeigen, dass Barfußschuhe beim Laufen im Gegensatz zu herkömmlichen Schuhen die Verletzungsrate nicht mindern. Denkt man hier aber wieder an die Langzeitwirkung, die durch das Tragen der Barfußschuhe erreicht wird, relativieren sich solche Aussagen schnell.

 

Barfußschuhe? Ja - aber bitte langsam umgewöhnen!

 

Wer jetzt darüber nachdenkt auf Barfußschuhe umzusteigen, sollte es nicht gleich übertreiben. Durch jahrelanges Tragen von herkömmlichen Schuhen sind unsere Füße in Mitleidenschaft gezogen und die Muskulatur ist nicht so ausgebildet, wie sie es eigentlich sein sollte. Daher ist der Umstieg auf Barfußschuhe am besten als ein Training anzusehen. Wir belasten mit der Umstellung unsere Füße und unsere Muskulatur auf eine Weise, die uns gänzlich unbekannt ist. Um also Verletzungen zu vermeiden, sollte man sich viel Zeit geben. Insbesondere dann, wenn man mit Barfußschuhen Laufen möchte.

 

Realistisch ist es, mehrere Monate für die Umstellung einzuplanen und sich im wahrsten Sinne Schritt für Schritt auf das Barfußgehen zuzubewegen. So können Verletzungen, die oft in Studien mit Laufzeiten von 12 Wochen noch aufgeführt werden, vermieden werden und unser Körper hat genügend Zeit, sich auf die neuen Begebenheiten und auch Anforderungen einzustellen. Nach all den Jahren, die Füße in zu kleinen, engen Schuhen verbracht haben, ist jeder Schritt am Anfang eine neue Erfahrung und die Beobachtung, wie unser Körper darauf reagiert, einfach faszinierend.

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